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„antonius ist wie eine große Familie“
Fulda Seit über 20 Jahren ist Prof. Cornelius Roth mit antonius verbunden – zunächst in der St.-Antonius-Stiftung, heute im Stiftungsrat und im Aufsichtsrat der wachsen gGmbH. Nun ist er erneut und für weitere fünf Jahre in den Stiftungsrat berufen worden. „In diesem obersten Gremium kann man gestalten und seine Erfahrung einbringen“, sagt Prof. Roth. Besonders wichtig ist ihm, die kirchliche Stimme einzubringen: „Bei allem Denken in Wirtschaftlichkeit dürfen die Menschen nicht vergessen werden“, betont er.
Frage: Herr Professor Roth, Sie sind heute erneut in den Stiftungsrat von antonius berufen worden. Was hat Sie persönlich motiviert, dieses Amt wieder zu übernehmen?
Prof. Roth: Ich bin ja schon längere Zeit mit antonius in Verbindung, seit über zwanzig Jahren ehrenamtlich tätig. Zunächst war ich in der St.-Antonius-Stiftung engagiert und seit einigen Jahren im Stiftungsrat. In diesem obersten Gremium kann man gestalten und seine Erfahrung einbringen. Seit einiger Zeit gibt es die neue Struktur mit den vier gGmbHs, wo ich ebenfalls einem Aufsichtsrat angehöre. Im Stiftungsrat kann man die großen Linien der Geschichte von antonius mitgestalten und ist stärker in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Das finde ich spannend.
Frage: Wenn Sie auf die ersten fünf Jahre zurückblicken: Was ist Ihnen da als wichtige Entscheidung für antonius in Erinnerung geblieben?
Prof. Roth: Vor allem die Aufteilung in die gGmbHs. Damit haben wir im Grunde die Struktur von antonius dezentralisiert. Wir sind dabei, die Geschäftsführer zu schulen und besser aufzustellen, damit sie Verantwortung übernehmen und unternehmerisch tätig werden können. Meine Rolle als Theologe liegt weniger im wirtschaftlichen Bereich, sondern eher darin, wie wir den Geist nicht nur der Geschäftsführer, sondern aller Mitarbeiter neu fördern – damit man füreinander und miteinander einen Weg in die Zukunft geht. Es war gerade in den ersten fünf Jahren wichtig, dass sich diese Gesellschaften aufstellen und ausrichten konnten. Wir sind da immer noch auf dem Weg, abgeschlossen ist das noch nicht. Von meiner Seite kann ich – auch als Personalreferent im Bistum – meine Expertise in diesem Bereich einbringen.
Frage: Sie sind seit über 20 Jahren mit Antonius institutionell verbunden. Da haben Sie den Campus wahrscheinlich gut kennengelernt. Wo, würden Sie sagen, ist Ihr Lieblingsort bei antonius?
Prof. Roth: Es gibt sicherlich viele. Ich erinnere mich gerne an die Maiandachten, die ich jedes Jahr an der Mariengrotte halte. Es ist schön, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner kommen und in kindlicher Spiritualität diese Marienfrömmigkeit pflegen. Das fand ich immer sehr schön. Aber auch das antonius-Café ist für mich ein wichtiger Begegnungsort, da bin ich häufiger. Zum Beispiel haben wir als Stadtpfarrei dort wieder das Ehrenamts-Helferfest gefeiert. Auch meinen 50. Geburtstag habe ich dort gefeiert. Das ist ein liebgewonnener, vertrauter Ort für mich.
Frage: Was bedeutet Ihnen die Arbeit im Stiftungsrat, gerade im Kontext Ihres beruflichen Wirkens in der Kirche?
Prof. Roth: Ich bin sozusagen die Stimme der Kirche. Obwohl es eine Bürgerstiftung ist, gibt es eine starke Beziehung zum Christlichen und zum Katholischen, allein durch den Orden der Dienerinnen der Armen. Ich war auch derjenige, der Herrn Sippel damals den Kontakt zu diesem indischen Orden vermittelt hat. Das hat wunderbar geklappt. Heute stellen die Schwestern in Fulda die größte Kommunität in Deutschland dar, sogar größer als am Gründungsort in Oelde. Auch die Franziskaner blicken auf eine lange Tradition bei antonius zurück. Im Stiftungsrat ist mir wichtig, dass ich die kirchliche Stimme einbringe: Bei allem Denken in Wirtschaftlichkeit dürfen die Menschen nicht vergessen werden. Manches sollte man nicht nur wirtschaftlich betrachten, sondern so gestalten, dass es dem Geist von antonius gerecht wird. Das ist für mich immer ein wesentlicher Punkt – und ich sehe es als meine Rolle, da auch den Finger in die Wunde zu legen.
Frage: Sie sprachen gerade vom antonius-Geist. Sie haben dazu beim Mandatsträgertreffen gesagt, Antonius sei zum einen wie eine große Familie, zum anderen sei dort die christliche Haltung spürbar. Wo können Sie diese christliche Haltung im Unterschied zu anderen Institutionen verorten?
Prof. Roth: Es ist nicht selbstverständlich, dass gleich zwei Ordensgemeinschaften hier im Haus agieren: die Franziskaner und die Dienerinnen der Armen. Man lebt sehr stark mit dem Kirchenjahr. Nicht nur Weihnachten und Ostern werden gefeiert, sondern auch andere kirchliche Feste und natürlich das Patronatsfest. Obwohl es eine Bürgerstiftung ist, lebt man hier sehr kirchlich mit dem Jahreskreis. Das Familiäre spüre ich, wenn ich auf die Bewohnerinnen und Bewohner treffe: Sie grüßen immer freundlich, sie kennen mich seit langer Zeit. Aber auch die anderen grüßen: „Hi, wie geht’s?“ – als ob man Teil der Familie wäre oder ein guter Freund. Das meine ich mit diesem Familiären. Auch wenn ich Bewohner in der Stadt treffe, grüßen wir uns. Das verkörpert für mich einen Aspekt des antonius-Geistes.
Frage: Die Verbindung zwischen Spiritualität und antonius, in diesem Fall mit der franziskanischen Spiritualität – wie wirkt die heute noch?
Prof. Roth: Das Leben mit der Natur ist ein wichtiger Punkt der franziskanischen Spiritualität. Antonius, der Heilige von Padua, war Franziskaner. Diese schlichte, einfache Frömmigkeit, die die Franziskanerpatres hier vermittelt haben, prägt bis heute. Auch die Verbindung zur Natur: Wir haben den Bereich Wachsen, wo es um Gärtnerei und Landwirtschaft geht. Ökologisch zu denken, in Landwirtschaft und Gärtnerei, das ist etwas, wo ich franziskanische Spiritualität ganz konkret mit antonius verbinde.
Frage: Zum Abschluss: Wenn Sie auf die nächsten fünf Jahre bei Antonius schauen – was wünschen Sie sich inhaltlich und für das Miteinander?
Prof. Roth: antonius steht vor großen Herausforderungen, auch wirtschaftlich. Der Sozialstaat bröckelt immer mehr. Da muss man sehen, wie man sich weiter finanzieren kann. Das ist eine wichtige Aufgabe im Stiftungsrat: Woher kommen die Fördergelder, wie kann man sie sichern? Ich wünsche mir im Bereich Wachsen, wo ich im Aufsichtsrat bin, dass das Zusammenwachsen von Gärtnerei und Landwirtschaft gelingt und dass antonius da eine gute Entwicklung nimmt. Das neue Gewächshaus, das ansteht, ist eine riesige Herausforderung. Ansonsten wünsche ich mir, dass der Geist von antonius so bleibt, wie er ist – denn der ist gut.
Foto: Arnulf Müller
