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Baustart für Haus Luise

Auf dem Schild, das Christian Strunz in der Hand hält, steht „Selbstständig“. Das Wort besitzt für ihn eine große Bedeutung: „Ich bin so stolz auf mich, weil ich gelernt habe, selbstständig zu wohnen“, sagt er lachend bei der Feier zum Baubeginn für das „Haus Luise“ an der Haimbacher Straße 28 in Fulda. Hier sollen nach einer Bauzeit von weniger als einem Jahr 17 junge Menschen mit Behinderungen einziehen, die sich auf ein selbstbestimmtes Leben in ihrer eigenen Wohnung vorbereiten.

Dabei dürfen sie sich auf die Absicherung durch einen „doppelten Boden“ verlassen: Wer den geschützten Raum und die Unterstützung durch eine Wohngemeinschaft schätzt, der bezieht eines der Zimmer mit Bad im Erdgeschoss und lebt intensiv und Tür an Tür mit den anderen in der WG zusammen. Wer sich mehr Selbstständigkeit zutraut und das Alleinewohnen ausprobieren möchte, der entscheidet sich für eines der separaten Apartments im Obergeschoss. Dann kann er zwar immer noch die Gemeinschaft der anderen suchen, sich aber auch zurückziehen und seiner eigenen Wege gehen, sofern er das möchte.

Ohne die maßgebliche Unterstützung durch den Bauherrn, die Greve-Stiftung aus Hamburg, wäre antonius dieses Wohnprojekt gar nicht möglich. Greve investiert immerhin aus Stiftungsvermögen mehr als drei Millionen Euro, sagt Dr. Ralph Knist, Vorstandsmitglied der „Dr. Helmut Greve Bau- und Boden-AG“. Nach der Fertigstellung mietet antonius das Gebäude dauerhaft – aber nicht zu einer ortsüblichen Miete, sondern zu einer günstigen Sozialmiete, die nur in etwa halb so hoch ist. Die „Lücke“ zwischen beiden Mieten ist die Förderung, die Greve antonius ermöglicht. Der Name Greve ist in Fulda bekannt durch den Bau des damaligen Löhertores und als Bauherr der nachfolgenden Gebäude auf diesem Areal. Den Kontakt zu antonius hat der frühere Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller geknüpft, der das Unternehmen Greve bereits aus vielen Gesprächen über die Nachfolgenutzung des Geländes kennt. Auch verhandelte Möller die vertraglichen Modalitäten aus.

Bei der Feierstunde unter der Sonne des Spätherbstes nannte Dr. Alois Rhiel, Vorstand der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch, das Projekt den „Schlussbaustein für die Feierlichkeiten zum 120. Jubiläum der Stiftung“. Er dankte der Familie Greve für dieses „große bürgerschaftliche Engagement“. Günter Habig vom antonius Führungsteam erinnerte an die Geschichte dieses Baugrundstückes, auf dem sich einige Jahrzehnte die Kinder-Wohngemeinschaft Michael befand. Auch zeitweise als Ausweichquartier für Wohngemeinschaften und eine pädagogische Tagesgruppe sowie als Heimstatt der Antonius-von-Padua-Schule wurde das Gebäude aus den 50-er Jahren genutzt. Letztlich lohnten sich aber Umbau und Sanierung nicht mehr.

Seelsorger Pater Thomas und Christian Auth (Leitung Wohnen) gingen zusammen mit drei Bewohnerinnen und Bewohnern der Frage nach, welche Bedeutung das Haus Luise für jene Menschen besitzt, die ein Mehr an Selbstständigkeit und Autonomie anstreben. So genießt Annika Geisler einerseits gemeinsame Aktionen wie Putzen, Kochen und Essen, während Mirko Jüngst stolz darauf ist, dass er mittlerweile alleine mit dem Bus in die Stadt fahren kann. Stück für Stück haben sie sich Autonomie erobert, die sie unter das Motto „Selbstständig – Gemeinsam – Mutig“ stellten.

Stiftungsvorstand Gerhard Möller verwies auf die lange Zusammenarbeit zwischen der Familie Greve und der Stadt Fulda und sprach der Familie seinen Dank für ihr gemeinnütziges Engagement aus. Stadtrat Franz Heimann sprach von „einer großen Bereicherung für unsere Stadt“, die positive Akzente setze. Als Vertreter der Baufirma Goldbek sprach Verkaufsingenieur Steffen Rausch von der Niederlassung Kassel, der in Fulda lebt. Er verwies darauf, dass die Firma Goldbek für eine pünktliche Fertigstellung bekannt sei. Deshalb geht er sogar davon aus, dass die Bewohnerinnen und Bewohner schon lange vor Weihnachten nächsten Jahres einziehen könnten.

Bild: Viktor Wall

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