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Die LGS endet, der g:artentreff geht weiter
Mit der Landesgartenschau endet für Fulda eine Zeit voller besonderer Erlebnisse und Veranstaltungen. Wie gut, dass vieles von dem Großevent nachhaltig erhalten bleibt, zum Beispiel die meisten Grünanlagen. Als einziges gastronomisches Angebot wird der g:artentreff – das Bistro mit Biergarten von antonius am Torhaus – über die LGS hinaus fortgeführt. Darüber freuen sich auch Laura Kaib und Jakob Lonnendonker, die hier einen Arbeitsplatz mit Entwicklungspotenzial gefunden haben.
Es waren aufregende Monate ohne Zeit zum Luftholen, dafür mit viel Action und tollen Begegnungen. So beschreiben die Mitarbeitenden des g:artentreffs die LGS-Zeit von April bis Oktober 2023. Das Bistro im Eingangsgebäude zum Tiergarten hatte während der Landesgartenschau an sieben Tagen der Woche geöffnet, und vor allem im großen Biergarten davor herrschte oft Hochbetrieb. Bei schönem Wetter oder während der vielen Veranstaltungen – vom Frühschoppenkonzert bis zum Kindertheater – waren die Plätze gut gefüllt.
„An Spitzentagen gingen 700 Bratwürstchen über die Theke“, erzählt Jakob Lonnendonker, der eigenverantwortlich für die Bratwurstbude oberhalb des Spielareals zuständig war und dort zu so etwas wie dem Gesicht des g:artentreffs geworden ist. Der 35-Jährige war von Beginn an begeistert von dem Projekt und möchte unbedingt Teil des g:artentreffs bleiben, wenn dieser nach der Landesgartenschau weitergeführt wird. „Wir sind ein tolles Team geworden, in dem jeder Mensch mit seinen Eigenheiten angenommen wird“, sagt Jakob Lonnendonker. Er selbst hat eine Lernbeeinträchtigung, früher hätte man das geistige Behinderung genannt. „Ich finde, mein Handicap ist überhaupt nichts Schlimmes, denn jeder Mensch hat doch seine Macken. Wichtig ist mir, dass ich trotzdem ernst genommen werde. Einmal habe ich einen Gast wieder weggeschickt, weil er mich wegen meiner Behinderung beleidigt hat. Das war aber die Ausnahme, die allermeisten Gäste waren sehr interessiert und aufgeschlossen.“
„Ich werde hierbleiben, denn hier werde ich gebraucht“
Ziel der g:artentreffs war es von Beginn an, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen und so Berührungsängste abzubauen. Jakob Lonnendonker hat dazu einen wertvollen Beitrag geleistet, weil er gerne mit den Menschen ins Gespräch kommt und dann auch schon mal über das Netzwerk antonius aufklärt – zur Not sogar bei Gästen aus dem Ausland mit einer Übersetzungs-App. In den Sommerferien hat der hochgewachsene Mann mit dem Porsche-Tattoo, der leidenschaftlich gerne als DJ auflegt, jeden Mittwoch eine Kinderdisco im g:artentreff veranstaltet, um auch die Jüngsten für das Thema Inklusion zu begeistern.
Ein unverzichtbarer Teil des g:artentreff-Teams ist auch Laura Kaib geworden, die ebenso eine Lernbeeinträchtigung hat, vorher im Ladencafé von antonius tätig war und nun seit Ende April 2023 im Service vom g:artentreff angestellt ist. Während der LGS hat sie Kaffee und Eis verkauft, die Kasse übernommen und jede Menge Kuchen gebacken. „Der g:artentreff war für mich ein Riesenschritt in Richtung mehr Selbstständigkeit“, erzählt die 28-Jährige. „Mit dem Hochbetrieb konnte ich gut umgehen, und mit dieser Erfahrung in der Tasche kann ich mir sogar vorstellen, nächstes Jahr in einem externen Partnerbetrieb zu arbeiten und so meinem Ziel noch ein Stück näher zu kommen, auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden. Solange aber bleibe ich hier, denn hier werde ich gebraucht.“
Ein positives Resümee zum Start des g:artentreffs mit der Landesgartenschau zieht auch Cindy Hölzer-Kümmel, Abteilungsleiterin Gastronomie bei antonius. „Im Frühling haben wir ja quasi einen Kaltstart hingelegt und ohne große Erprobungszeit zum Teil sehr viele Menschen bewirtet, etwa an den Feiertagswochenenden. Möglich war das nur, weil sich alle Mitarbeitenden sehr verantwortlich und engagiert eingebracht haben.“
Was bleibt, was sich ändert
35 Arbeitsplätze gab es im g:artentreff während der LGS, davon acht für Menschen mit Behinderungen. Ab Oktober wird ein verkleinertes Kernteam des g:artentreffs bestehen bleiben und für den Weiterbetrieb des Bistros und des großen Biergartens sorgen. Laura Kaib und Jakob Lonnendonker gehören natürlich dazu. Das Angebot an Speisen und Getränken wird sich nur minimal verändern, die Klassiker wie Fuldaer Brote, Schnitzel mit Pommes oder die hausgemachten Kuchen aus regionalen Zutaten werden weiterhin verkauft. Dann allerdings ausschließlich an der Theke im Innenraum, denn die Würstchenbude, die Getränke-Pagode und der Kaffeestand im Freien werden rückgebaut.
„Wir sind uns sicher, das sich der g:artentreff nach der Landesgartenschau fest in Fulda etablieren wird – vor allem bei Familien, denn die vielen Sitzplätze im Biergarten direkt an dem großen Spielbereich sind wirklich einmalig. Außerdem arbeiten wir ja eng mit dem WirGarten, dem neugestalteten Tiergarten von der Stadt und der Kinder-Akademie, zusammen und werden auch weiterhin Veranstaltungen umsetzen. Positiv sehen wir, dass die Einzäunung abgebaut wird und somit alle Menschen – auch ohne Eintrittskarte – den g:artentreff besuchen können.“ In Zukunft hat der g:artentreff am Torhaus dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, montags ist Ruhetag. Während der Umbaumaßnahmen ab Ende der LGS bis Mitte/Ende Oktober 2023 sind die Öffnungszeiten eingeschränkt.
Tagen und feiern im g:artentreff
Das Bistro g:artentreff im Torhaus kann auch für private Feiern oder Seminare gemietet werden. Dafür wird ein Teil des hellen, offenen Raumes abgetrennt und nach Wunsch bestuhlt. Für Infos und Anfragen steht Israel Pereyra unter 0160/4969010 zur Verfügung.