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Die Vorfreude auf das „Haus Luise“ ist riesig

von Alexander Gies
 
„Die Stimmung ist super. Alle Bewohner sind begeistert und freuen sich schon“, sagt Lina Birkenbach, Teamleiterin im Bereich Wohnen bei antonius. Die Vorfreude in der WG Luise, die derzeit noch im Haupthaus residiert, richtet sich auf die Fertigstellung des Hauses Luise in der Haimbacher Straße 28. Wenn nichts Gravierendes dazwischen kommt, können die 17 künftigen Bewohnerinnen und Bewohner Weihnachten schon in dem Nachfolgebau für das ehemalige Kinderhaus WG  Michael feiern.
 
Sie feiern dann auch ein Stück neu hinzugewonnener Selbständigkeit. Denn hier werden Menschen mit Behinderungen an das eigenständige Wohnen herangeführt. Für viele ist der Schritt aus einer Wohngemeinschaft in das ambulant begleitete Wohnen mit zu großen Hürden versehen, die Gefahr des Scheiterns ist groß. Genau hier setzt das neue Wohnkonzept an. Haus Luise soll künftig diesen jungen Menschen die Gelegenheit geben, das Wohnen in der Selbstständigkeit zu üben. Dabei dürfen sie sich auf die Absicherung durch einen „doppelten Boden“ verlassen: Wer den geschützten Raum und die Unterstützung durch eine Wohngemeinschaft schätzt, der bezieht eines der Zimmer mit Bad im Erdgeschoss und lebt intensiv und Tür an Tür mit den anderen in der WG zusammen. Wer sich mehr Selbständigkeit zutraut und das Alleinewohnen ausprobieren möchte, der entscheidet sich für eines der separaten Apartments im Obergeschoss. Dann kann er zwar immer noch die Gemeinschaft der anderen suchen, sich aber auch zurückziehen und seiner eigenen Wege gehen, sofern er das möchte.
 
Lina Birkenbach begleitet das Ausschreibungsverfahren für die 17 Plätze im künftigen Haus Luise. Denn erstmals werden die Wohnplätze nicht einfach von der Abteilungsleitung „belegt“, sondern jeder Interessent kann sich darum bewerben. Für das „Betreute Wohnen“ stehen sechs Apartments zur Verfügung, für die es bereits acht Bewerbungen gibt. Bei der „besonderen Wohnform“ im Erdgeschoss, die wie eine WG organisiert ist, sind es 11 Zimmer. Davon werden acht Zimmer von Bewohnern der WG Luise belegt, drei sind noch frei. Das Besondere bei der Vergabe: Die Bewohner entscheiden mit, wer künftig mit ihnen dort zusammen leben wird. Das gab es bisher noch nicht. Noch sind Bewerbungen möglich, betont Lina Birkenbach. Interessierte wenden sich an Telefon (0661) 1097-303 oder -369 oder per E-Mail an wohnen@antonius.de.
 
Florian Korthe ist Bauleiter für das Projekt. Der Mitarbeiter der Baufirma Goldbeck versichert, dass die Arbeiten im Zeitplan liegen und dem Einzug bis zum Weihnachtsfest nichts im Wege steht. Gerade erst wurde der Dachstuhl aufgestellt. Sechs Arbeiter hatten drei Tage gut zu tun, dann stand die Konstruktion. Richtfest sozusagen. Aber ohne Richtspruch. Dafür gingen die Arbeiten sofort und ohne Unterbrechung weiter. Das Bauwerk ist teilunterkellert und nimmt dort Technik, Heizung, Waschraum und einen Lagerraum auf. Der oberirdische Teil des Neubaus wurde in Systembauweise, sprich in Form von Betonfertigteilen, erstellt. Das erklärt das enorme Wachstum des Gebäudes innerhalb kürzester Zeit. Einen Automatisierungsschub gab es auch an einer anderen Stelle: Die Badelemente wurden fertig gefliest und mit Waschbecken, WC, Spiegel und Handtuchhalter komplett angeliefert und wie ein Schuhkarton in die Einzelzimmer „hineingeschoben“. Derzeit werden die Elemente mit dem übrigen Bau verbunden und an die Ver- und Entsorgungsleitungen angeschlossen. „Sogar die Klobürste steckt schon in der Halterung“, sagt Florian Korthe lachend.
 
Zu der WG im Erdgeschoss gehören neben den 11 Einzelzimmern ein Pflegebad, Küche, ein Putzmittelraum und ein offener Wohn-/Essbereich. Vor dem Haus an der Haimbacher Straße wird es drei Stellplätze geben. Der Hauseingang ist seitlich. Hinter dem Haus Richtung antonius-Campus wird ein kleiner Garten angelegt.
 
Wie Florian Korthe mitteilt, werkeln nicht nur Goldbeck-Mitarbeiter auf der Baustelle, sondern auch einige regionale Firmen. Sie besorgten Gewerke wie Rohbau (Hoka-Bau), Maler (Schleicher), Heizung und Sanitär (Schultheis), Schlosserarbeiten (Tria-Metall) oder Bedachung (Lang). Der Einsatz der heimischen Firmen ist für Goldbeck mit klaren Vorteilen verbunden, denn neben der hohen Qualität überzeugen diese mit ihrer Flexibilität. „Klar, wer seinen Betrieb um die Ecke hat, ist schneller vor Ort als jemand mit 400 Kilometer Anfahrtweg“, erläutert Knothe.
 
Ohne die maßgebliche Unterstützung durch den Bauherr, die Greve-Stiftung aus Hamburg, wäre antonius dieses Wohnprojekt nicht möglich gewesen. Greve investiert immerhin aus Stiftungsvermögen mehr als drei Million Euro, sagte Dr. Ralph Knist, Vorstandsmitglied der „Dr. Helmut Greve Bau- und Boden-AG“, beim Spatenstich. Nach der Fertigstellung mietet antonius das Gebäude dauerhaft zurück – aber nicht zu einer ortsüblichen Miete, sondern zu einer günstigen Sozialmiete, die nur in etwa halb so hoch ist. Die „Lücke“ zwischen beiden Mieten ist die Förderung, die Greve antonius ermöglicht. Der Name Greve ist in Fulda bekannt durch den Bau des damaligen Löhertores und als Bauherr der nachfolgenden Gebäude auf diesem Areal.
 
 
Fotos: Alexander Gies

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