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Ein Blick auf den Mensch dahinter

von Anja Hildmann

Fulda – Die Wanderausstellung „Der Mensch dahinter“ wurde am Dienstag, 22. April 2025, im Kloster Frauenberg in Anwesenheit von Innenminister Roman Poseck und zahlreichen Ehrengästen feierlich eröffnet. Durch die Ausstellung kommen Einsatzkräfte zu Wort, die in ihrem beruflichen Alltag Angriffen und Anfeindungen ausgesetzt sind.

Den Franziskanern und den „Freunden des Frauenbergs“ ist es gelungen, die bundesweit vielbeachtete Ausstellung „Der Mensch dahinter“ nach Fulda zu holen. Eröffnet wurde die Ausstellung durch den Hessischen Minister des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz, Prof. Dr. Roman Poseck, gemeinsam mit Pater Cornelius. Ihre gemeinsame Präsenz unterstrich nicht nur die Bedeutung der Ausstellung selbst, sondern auch die des Frauenbergs als geistlicher und kultureller Ort des Dialogs. Neben Innenminister Poseck waren auch der Fuldaer Polizeipräsident Michael Tegethoff sowie zahlreiche Vertreter der Feuerwehren, Rettungsdienste und weitere Ehrengäste anwesend.

Nachdem Rainer Sippel, Vorstandssprecher von antonius, alle Anwesenden begrüßt hatte, nahm Pater Cornelius Bohl Bezug zum kürzlich verstorbenen Papst Franziskus: „Er war berühmt für seine Menschlichkeit, und das ist auch ein großes Thema in den Medien.“ Dies zeige: „So etwas berührt uns – der Mensch, der dahinter steckt.“ Und das soll auch das Thema der Ausstellung sein.

„In jeder Unform steckt ein Mensch. Das ist das Motto der Ausstellung“, betonte Innenminister Poseck anschließend. „Unsere Einsatzkräfte sind Helden des Alltags. Ohne sie würden wir in großer Unsicherheit leben“, ergänzte er. Dass es immer wieder zu Angriffen auf die Notfallhelfer kommt, ist deshalb eine „besorgniserregende Entwicklung, die wir so nicht hinnehmen wollen. Wir müssen die schützen, die uns schützen.“ Im Jahr 2024 gab es in Hessen mehr als 5000 Angriffe auf Einsatzkräfte – davon rund 5000 bei der Polizei, circa 170 bei den Rettungsdiensten und 15 bei den Feuerwehren. Der Minister hofft deshalb, dass die neue Bundesregierung sich bei Angriffen auf Einsatzkräfte für härtere Strafen einsetzt.

Grußworte sprachen außerdem Polizeipräsident Michael Tegethoff und Markus Barz vom Verein Freunde des Frauenbergs, der den Innenminister nicht ohne einen Mitgliedsantrag gehen ließ, sowie Andrea Wommelsdorf und Burkard Knöpker, zwei der Initiatoren der Wanderausstellung. Wommelsdorf hob ihren persönlichen Bezug zu dem Thema hervor – ihr Sohn ist Polizist – und ging auf das Ziel der Ausstellung ein: „Wir wollen einen Dialog schaffen, denn Dialog schafft Wege.“ Die Gesellschaft müsse wieder aktives Zuhören lernen, statt immer nur an den eigenen Vorteil zu denken.

Die Ausstellung lädt dazu ein, hinter die Rollen und Uniformen der Einsatzkräfte zu blicken: Wie erleben sie Notfalleinsätze? Wie gehen sie mit belastenden Situationen, Gewalterfahrungen oder zunehmender gesellschaftlicher Anfeindung um? Fotografien, Texte und persönliche Berichte machen sichtbar, wie nah Schmerz, Verantwortung, aber auch Stärke und Menschlichkeit im Berufsalltag beieinander liegen. Sie würdigen die Menschen, die sonst oft im Hintergrund agieren.

Auch für die Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch, die das Ziel verfolgt, gesellschaftlichen Zusammenhalt und gelebte Mitmenschlichkeit zu stärken, ist diese Ausstellung von besonderer Relevanz. Viele Mitarbeitende sind selbst ehrenamtlich in Hilfsorganisationen aktiv oder kennen solche Herausforderungen aus dem privaten Umfeld. Die Parallelen zur alltäglichen Arbeit von antonius sind offensichtlich: Auch hier stehen Fragen nach Anerkennung, Respekt und Toleranz im Mittelpunkt – getragen vom Leitgedanken „gemeinsam Mensch“.

Im Vorfeld der Veranstaltung lernte Innenminister Poseck bei einem Rundgang den Frauenberg sowie die Kooperation der Franziskaner und antonius besser kennen. Anschließend zeigte er sich überzeugt: „Das hier ist ein besonderer Ort der Inspiration und des Innehaltens, und damit der ideale Ort für die Ausstellung. Sowohl bei den Franziskanern, als auch bei antonius steht der Mensch im Mittelpunkt. Genau das wollen wir auch für unsere Einsatzkräfte erreichen: den Mensch hinter der Uniform in den Vordergrund rücken.“

Die Eröffnung wurde begleitet von intensiven Gesprächen, gegenseitigem Interesse und einem starken Gefühl des Miteinanders. Der Frauenberg präsentierte sich einmal mehr als wichtiger Ort der Offenheit und des Dialogs in Fulda. In den vergangenen Jahren haben sich die Franziskaner und antonius dafür eingesetzt, diesen Ort nicht nur geistlich, sondern auch gesellschaftlich weiterzuentwickeln. Die Ausstellung macht deutlich, dass der Frauenberg als Raum für Begegnung und gesellschaftliche Verantwortung eine zentrale Rolle einnimmt – und dass dieses Engagement fortgesetzt werden soll. Dafür braucht es allerdings verlässliche Perspektiven. Nun sind Stadt und Bistum Fulda gefragt, um bis Mitte 2025 eine tragfähige Lösung für die Zukunft dieses einzigartigen Ortes zu entwickeln.

Die Ausstellung „Der Mensch dahinter“ ist für vier Wochen im Kloster Frauenberg zu sehen und kann zu den regulären Öffnungszeiten (täglich 8 bis 18 Uhr) besucht werden. In direktem inhaltlichen Anschluss findet am Dienstag, 29. April 2025, um 19 Uhr das 5. Frauenberger Klostergespräch im Refektorium statt. Polizeipräsident Michael Tegethoff wird zum Thema „Steigende Gewaltbereitschaft auch in Osthessen?“ sprechen und lädt damit zur vertieften Diskussion ein.

Fotos: Ralph Leupolt

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