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Ein Tag großer Freude an der Antonius von Padua Schule
von Christine Reith
„Wir hatten noch nie so viele Menschen auf unserem Schulhof und sind unglaublich aufgeregt – es ist ein Tag der Freude und des Strahlens!“ Mit diesen herzlichen Worten eröffnete Schulleiterin Lysann Elze-Gischel den Festakt zur Erweiterung der Antonius von Padua Schule (AvP) mit rund 300 Gästen und schönstem Sonnenschein am Freitag, 16. Mai 2025.
Vor der Eröffnungsrede standen natürlich die Kinder im Mittelpunkt: Zu Beginn der offiziellen Feierstunde führten die Schülerinnen und Schüler ein berührendes Theaterstück auf über ihre Schule und die Frage, warum diese überhaupt erweitert werden soll. Gemeinsam haben sie dabei einen Wegweiser mit Schlagwörtern wie Hilfsbereitschaft, Miteinander und Vielfalt gestaltet. „Jeder darf so sein, wie er ist – und das sollen noch viel mehr Kinder erleben dürfen“, hieß es.
Schulleiterin Lysann Elze-Gischel begrüßte gemeinsam mit je einem Kind aus jeder Klassenstufe die vielen Gäste – darunter zahlreiche „Möglichmacher“ aus Politik, Wirtschaft und Nachbarschaft wie den hessischen Bildungsminister Armin Schwarz, Fuldas Bürgermeister Dag Wehner, Schulamtsleiterin Marion Vancuylenburg, Hochschul-Präsidenten Prof. Dr. Karim Khakzar, Landtags-Mitglied Thomas Hering, Vorsitzender Gerhard Möller von der St. Antonius-Stiftung und die Familien Rhiel und Sorg sowie viele weitere Menschen, die das besondere Konzept der AvP mittragen und unterstützen.
Donnernden Applaus erhielten die Ehrengäste und Wegbegleiter Steffen und Danica Strauss mit ihren Kindern. Die Unternehmerfamilie Strauss übernimmt die Baukosten für den großen Anbau mit Kosten im Millionenbereich und hatte 2015 bereits das heutige Schulgebäude gespendet.
Behinderung – so erläuterte es die Schulleiterin in ihrer Ansprache – werde an der AvP nicht als Schicksal verstanden, sondern als gesellschaftliches Hindernis. Etwa wenn Kindern aufgrund ihrer Andersartigkeit Bildung vorenthalten werde. „Schon für unsere Gründerin Maria Rang war Bildung vor mehr als 120 Jahren der Schlüssel für ein selbstständiges, würdiges und bereicherndes Leben“, führte Lysann Elze-Gischel aus.
Dass seit 2015 auch Kinder ohne Förderbedarf an der Grundschule lernen dürfen, sei zuerst ein gewagtes Experiment gewesen, das sich als großer Erfolg erwiesen habe: Die Kinder schneiden bei Lernstandserhebungen sehr gut ab, zeichnen sich durch ausgeprägte Sozialkompetenzen aus, und die Anmeldezahlen übersteigen immer mehr die tatsächlichen Plätze. So entstand der Wunsch nach einer Vergrößerung der Schulkapazitäten. „Hier können Kinder ohne Beschämung lernen, und das wollen wir heute gemeinsam feiern. Wir wollen Grenzen sprengen, Entfaltung ermöglichen und Enthinderung leben in einer Schule für alle“, schloss die Begrüßung.
Armin Schwarz – der hessische Minister für Kultus, Bildung und Chancen – würdigte das Engagement, „das an der Padua-Schule aus jedem Knopfloch strahlt: Bildung ist mehr als das Vermitteln von Wissen, Bildung ist Teilhabe und Miteinander. Und das wird hier in besonderem Maße gelebt. Wir brauchen jeden einzelnen Menschen in unserer Gesellschaft und dürfen niemanden verlieren. Deswegen bin ich sehr dankbar dafür, dass Kinder an einer inklusiven Schule die besten Chancen bekommen. Dass sich die Unternehmerfamilie Strauss hier und im ganzen Hessenland für Bildung sowie den Zusammenhang zwischen Schule und Gesellschaft einsetzt, ist herausragend.“ Vor dem Festakt hatte der Bildungsminister am Schulunterricht teilgenommen und live erlebt, wie Kinder mit- und voneinander lernen.
Bürgermeister Dag Wehner sprach als Vertreter der Stadt Fulda, die das Grundstück für den Anbau zur Verfügung stellt: „Das Schulkonzept der Antonius von Padua Schule war und ist nicht nur experimentell und innovativ, sondern auch erfolgreich. Kinder mit und ohne Behinderung lernen gleichberechtigt und auf Augenhöhe zusammen, das wollen wir als Stadt unterstützen.“
Die Familien Petermann, Hohmann und Bachmann berichteten, wie Eltern die Schule erleben. „Wir sind glücklich, dass unsere beiden Kinder – eines mit und eines ohne Förderbedarf – gemeinsam eine Schule besuchen können“, schilderte Elternsprecherin Sabine Petermann. „Gerne möchten wir die heute Anwesenden davon überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, nicht nur die Grundschule zu erweitern, sondern auch die weiterführenden Stufen inklusiv zu gestalten.“ Denn bisher sind Haupt- und Mittelstufe noch reine Förderstufen.
Nach einem Auftritt der Tanz-AG zum Pop-Hit „APT.“ dankte Vorstandssprecher Rainer Sippel allen Unterstützern wie der Stadt und dem Landkreis Fulda dafür, dass das Projekt AvP-Schule fortgesetzt werden kann: „Es sind viele, viele Menschen, die zum Erfolg dieses besonderen Schulmodells beitragen – darunter auch die Lehrkräfte, die tagtäglich unsere Vision mit Leben füllen.“ Der größte Dank galt der Spenderfamilie Strauss, die ihren Dank umgehend zurückgab: „Man geht hier glücklicher, als man gekommen ist. Es ist großartig, was an der Padua-Schule geleistet wird, und das bestätigt uns, dass wir das Geld an der richtigen Stelle zur Verfügung stellen. Dafür gilt allen Beteiligten unser großer Respekt“, sagte Steffen Strauss.
Gemeinsam mit Minister Armin Schwarz zündete der Unternehmer symbolisch eine Dynamitbox, die mit einem lauten Knall und Feuerwerk sinnbildlich Grenzen sprengte und ein Banner mit dem Schriftzug „Gemeinsam sind wir doppelt Klasse – ab 2026“ entrollte. Mit fröhlich-herzlicher Stimmung und Begegnungen bei Getränken und Gegrilltem ging das sommerliche Fest zu Ende.
Zum Hintergrund
Zukünftig wird die jeweils neue erste Klassenstufe der Antonius von Padua verdoppelt, es werden also 30 statt bisher 15 Erstklässlerinnen und Erstklässler aufgenommen. Perspektivisch werden somit insgesamt 60 zusätzliche Schulplätze in der Grundstufe geschaffen. Damit wächst die Grundstufe (Stufe 1 bis 4) von insgesamt 60 auf 120 Schüler.
Das Gebäude der Antonius von Padua Schule wird verdoppelt und gespiegelt links an den bestehenden Bau angefügt. Der barrierefreie neue Gebäudeteil mit zwei Stockwerken und rund 1.600 Quadratmetern Nutzfläche wird voraussichtlich im Sommer 2026 fertiggestellt und dann die Grundstufe beherbergen.
Die Hauptstufe zieht in den alten Bereich der Grundschule. So können auch die älteren Schülerinnen und Schüler in offenen Räumen selbstorganisiert und im eigenen Tempo lernen. Der mittlere Gebäudeteil, den aktuell die Hauptstufe nutzt, wird zur Cafeteria. Um beide Schulgebäude miteinander zu verbinden, finden im Erdgeschoss der bestehenden Schule Umbaumaßnahmen statt.
Die Baukosten übernimmt in vollem Umfang Familie Strauss. Bereits 2015 hatte engelbert strauss den Neubau der Antonius von Padua Schule mit einer Millionenspende ermöglicht.