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Gekommen, um zu wachsen

von Stefanie Vey und Christine Reith

Bei antonius wachsen nicht nur Getreide und Gemüse, sondern auch starke Persönlichkeiten. So wie Lukas Korus: Der 19-Jährige mit Lernbeeinträchtigung kommt von der Förderschule und führt heute – entgegen so mancher Erwartungen – ein selbstbestimmtes Leben mit vielen sozialen Kontakten und einer sinnstiftenden Arbeit. Dazu haben auch die beiden Stiftungen von antonius beigetragen. Ein Einblick zum europaweiten Tag der Stiftungen am 1. Oktober.

Wenn morgens um acht der Arbeitstag startet, ist Lukas Korus sofort in seinem Element. Hier, in der antonius Gärtnerei in Neuenberg, hat er seinen Platz gefunden. Ob Gemüse säen, pflegen und ernten, Unkraut jäten oder Bestellungen abwickeln – der 19-Jährige ist mit Eifer bei der Sache. Vor allem der Transport von Pflanzen und Materialien mit dem Hubwagen ist eine seiner Lieblingsarbeiten, dann bringt er zum Beispiel Gurken vom Gewächshaus zum antonius Laden. Mittlerweile ist er ein fester Mitarbeiter im „grünen Bereich“ und hier nicht mehr wegzudenken. Dabei haben ihm die letzten Jahre einiges abverlangt.

Jeder Mensch hat Fähigkeiten und Talente

Lukas Korus hat eine Lernbeeinträchtigung und kommt von einer Förderschule, als er 2018 in die Startbahn aufgenommen wird. Die Arbeitsschule von antonius bereitet junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf auf das Berufsleben vor. Hier glaubt man an ihn, fördert seine Stärken und er kann verschiedene Berufsfelder ausprobieren. Das mit der Gärtnerei war Liebe auf den ersten Blick, nach mehreren Praktika absolviert er eine zweijährige Ausbildung im und ums Gewächshaus und bewältigt dafür sogenannte „Lernbausteine“. Dabei werden Lernaufgaben so weit heruntergebrochen, dass sie trotz Lerneinschränkung bewerkstelligt werden können. Die Theorie nimmt weniger Raum ein, Assistenzkräfte begleiten die Azubis auf Wunsch im Betrieb und in der Berufsschule.

Gut begleitet in die Selbstständigkeit

Das macht vieles leichter, herausfordernd war diese Zeit für Lukas Korus trotzdem – etwa der Umgang mit Zahlen, das filigrane Arbeiten oder der gezielte Einsatz von Kraft. Daran muss er immer wieder intensiv arbeiten. Mit Erfolg: Vor Kurzem hat Lukas Korus seine letzten Prüfungen abgeschlossen. Nun ist er Spezialist für die Pflege und Ernte von Tomaten, Gurken und Paprika sowie für die Bearbeitung von Bestellungen. Und auch privat läuft es gut. Mit der Unterstützung von antonius ist der junge Mann mittlerweile von Zuhause ausgezogen und wohnt jetzt in einer WG von antonius in Marbach, wo er viele Freunde gefunden hat. „Lukas ist eine starke Persönlichkeit geworden, die sich viel Selbstständigkeit erarbeitet hat. Er kommt alleine zur Arbeit und braucht im Alltag keine persönliche Begleitung mehr. Das ist eine starke Leistung“, freut sich Michael Galandt von der antonius Gärtnerei.

antonius Stiftungen fördern Inklusion

Zwei Fuldaer Stiftungen machen es möglich, dass Menschen wie Lukas Korus gut unterstützt ihren Weg in die Selbstständigkeit und in ein erfüllendes Berufsleben finden: Die Bürgerstiftung „antonius : gemeinsam Mensch“ ist das Dach, unter dem sich das Netzwerk antonius für mehr Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen einsetzt, sowie die Förderstiftung „St. Antonius-Stiftung“. Letztere wurde vor 25 Jahren von Fuldaer Bürgerinnen und Bürgern begründet, um Projekte von antonius wie zum Beispiel die Arbeitsschule Startbahn zu ermöglichen. Das aktuelle Stiftungsprojekt er:wachsen fördert Arbeitsplätze für alle Menschen – auch mit hohem Unterstützungsbedarf – in einem neuen inklusiven Gewächshaus in Haimbach.

Zum Wohl der Allgemeinheit
Doch was genau sind Stiftungen eigentlich? Bei einer Stiftung wird – anders als etwa bei einem Unternehmen – das Vermögen einer oder mehrerer Personen dauerhaft und verpflichtend für einen bestimmten Zweck eingesetzt. Den Stiftungszweck legen die Stifterinnen und Stifter selbst fest, er ist Mittelpunkt aller Aktivitäten und darf nicht verändert werden. Mehr als 25.000 Stiftungen gibt es aktuell in Deutschland, so viele wie nie zuvor. Die allermeisten Stiftungen haben einen gemeinnützigen Zweck. Stiftungen betreiben zum Beispiel soziale Einrichtungen oder Museen, schützen Wälder, machen Bildungsangebote oder fördern wissenschaftliche Projekte. Die Hälfte aller Stiftungen widmet sich sozialen Themen, die andere Hälfte den Bereichen Bildung und Erziehung sowie Kunst und Kultur. Weil es für den Staat gut ist, wenn möglichst viel privates Geld für die Allgemeinheit eingesetzt wird, unterstützt er Stiftungen steuerlich und kontrolliert sie deshalb engmaschig.

„Stiftungen sind eine unverzichtbare Säule unserer Gesellschaft“, sagt Rainer Sippel, Vorstand der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch. „Sie sind wichtig für den Zusammenhalt und Ausgangspunkt für viele positive Veränderungen in der Bürgerschaft. Dafür sind Stiftungen wie unsere auf Menschen angewiesen, die ihr Vorhaben unterstützen: Ob als haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeitende, mit Ratschlägen und Hinweisen oder auch durch Zuwendungen.“ Der Tag der Stiftungen, der in ganz Europa jährlich am 1. Oktober gefeiert wird, macht auf diese bedeutsame Rolle von Stiftungen aufmerksam.

antonius Stiftungen erleben am Agrar-Kultur-Tag

Infos rund um die Arbeit der beiden Stiftungen antonius : gemeinsam Mensch und die St. Antonius-Stiftung gibt es auch beim Agrar-Kultur-Tag am kommenden Sonntag, 1. Oktober 2023, von 10 bis 18 Uhr auf dem antonius Hof. Das große Hoffest steht unter dem Thema „Regionale Wertschöpfung durch Wertschätzung“. Nach einem Erntedank-Gottesdienst gibt es Musik, Mitmach-Aktionen für Familien, Info- und Verkaufsstände sowie eine umfangreiche Landtechnik-Ausstellung. Veranstalter des Agrar-Kultur-Tages sind das Netzwerk antonius, der Landkreis Fulda und der Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld.

Foto: Arnulf Müller für antonius

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