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Hier wächst Gemeinschaft

von Annika Buchspies

Gemeinsam mit vielen Partnern hat antonius die Vision von einem „Arbeitsort für alle“ entwickelt, an dem der Mensch mit seinen vielfältigen Talenten im Mittelpunkt steht und gleichzeitig nach wirtschafltichen Grundsätzen gearbeitet wird. Mit der Gemüse-Gärtnerei er:wachsen bekommt diese Vision einen Ort.

Am Donnerstagmorgen, den 10. Oktober 2024, trafen sich Vertreter von antonius, Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Dr. Marietta Jass-Teichmann und zahlreiche Unterstützende im Haimbacher Gemeinschaftsgarten. Gemeinsam enthüllten sie das  Banner auf dem künftigen Bauplatzes der Bio-Gemüse-Gärtnerei und leiteten damit den Baubeginn ein. Für musikalische Umrahmung sorgte die Grundschule Haimbach und die Gartenkinder von antonius. Der Gemeinschaftsgarten in Haimbach grenzt direkt an den Bauplatz der künftigen Bio-Gemüse-Gärtnerei er:wachsen an. Seit drei Jahren gestalten Haimbacher, Schüler und Menschen von antonius diesen Ort des Begegnens und Erlebens. Jetzt war es an der Zeit, eine symbolische Brücke zur Gemüse-Gärtnerei zu schlagen. „Gemeinsam Mensch ist unser Name und unser Anspruch“, sagte Rainer Sippel, Vorstand der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch. „Das Bild einer bäuerliche Großfamilie, die zusammenhält und sich mit ihrer Arbeit identifiziert, soll die Grundlage von er:wachsen sein. Wir wollen auf die Talente schauen, nicht auf die Behinderung“, so Sippel weiter.

„er:wachsen möchte Menschen mit Behinderungen, die ein besonderes Maß an Assistenz benötigen, die Möglichkeit sinnvoller, wertstiftender Arbeit bieten“, sagte Gerhard Möller, Vorsitzender der St. Antonius-Stiftung, die seit 2021 Spenden für das 9. Stiftungsprojekt er:wachsen sammelt. Dafür biete sich laut Möller der grüne Bereich besonders an: „Die Natur gibt im Gartenbau einen bestimmten, immer wiederkehrenden Rhythmus vor, der leicht nachvollziehbar ist. Darüber hinaus wird die Produktion von Lebensmitteln als unmittelbar sinnstiftend erlebt, zumal der Herstellungsprozess von der Vorbereitung bis zur Ernte verfolgt werden kann.“ Möller bedankte sich bei den Spendern, die durch ihre finanzielle Unterstützung einen Teil zur Verwirklichung des Projekts beitragen.

Die Jugendlichen Samuel Witzel, Maja Peterson und Enrico Hain sind bereits in der Gärtnerei von antonius tätig. Im Interview mit Lioba Wingenfeld (St. Antonius-Stiftung) können sie genau sagen, was ihren Arbeitsplatz ausmacht: „Das besondere an der Arbeit sind die Menschen“, sagte Samuel Witzel. Alle drei werden in der neuen Bio-Gemüse-Gärtnerei arbeiten und freuen sich besonders auf mehr Platz, Rückzugsmöglichkeiten und viel Abwechslung.

er:wachsen knüpft an das 5. Stiftungsprojekt, die Arbeitsschule Startbahn an. Für 90 Prozent der Absolventen der Startbahn existieren bereits passgenaue Arbeitsangebote. Zu den übrigen 10 Prozent zählen die Menschen, denen von Amts wegen ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarerer Arbeit abgesprochen wird. Das startende Modellprojekt er:wachsen soll zeigen, wie ein Arbeitsort gestaltet sein kann, der niemanden ausschließt und an dem Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ihre Fähigkeiten bestmöglich zur Geltung bringen können.

Wichtige Projektpartner sind auch die Stadt und der Landkreis Fulda, die durch Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld bei der Veranstaltung vertreten wurden. Er betonte in seiner Ansprache die große Bedeutung des Projekts. „Die Gemüse-Gärtnerei ist in mehrfacher Hinsicht vorbildlich für die Stadt, den Landkreis und die gesamte Region“, so Wingenfeld: „hier entstehen Ausbildungs- und Arbeitsplätze, und wir brauchen Menschen, die den besonderen Berufs des Gärtners lernen.“ Auch für den Ort Haimbach sei das Projekt eine Bereicherung: „Es kommt darauf an, dass wir miteinander wachsen, dass Gemeinschaft wächst, dann profitieren alle. Wir brauchen dieses Gewächshaus.“

Als nächstes sprach Dr. Marietta Jass-Teichmann (Geschäftsführerin der Papierfabrik Adolf Jass GmbH & Co. KG). Eine Verbindung zwischen der Firma Jass und antonius besteht schon vielen Jahre. Jass ist Gesellschafter von Perspektiva, es wurden bereits einige SeitenWechsel-Projekte erfolgreich umgesetzt, und Frau Dr. Jass-Teichmann engagiert sich ehrenamtlich in Gremien von antonius.  Jetzt hat Jass das Projekt er:wachsen mit einer Großspende unterstützt. „Unsere gemeinsamen Werte und Visionen für die Zukunft verbindet uns mit antonius“, so Jass-Teichmann „unser Claim for people and nature ist auch Kern der Gemüse-Gärtnerei. Hier entsteht ein Ort, an dem Menschen über sich hinaus wachsen können. Es ist uns eine große Freude, einen Teil beitragen zu können.“

Bereits im frühen Morgengrauen hatte Susanne Simmler, seit Mai dieses Jahres die neue Landesdirektorin des Landeswohlfahrtsverband Hessen, die künftige Baustelle besucht und sich über das Vorhaben informiert. Dabei zeigte sie sich beeindruckt: „Innovative Projekte wie diese sind wegweisend“, urteilte Simmler. Wichtig sei es, sich Dinge zu trauen und dafür die richtigen Partner zu finden. „Die Suche nach Möglichkeiten, dies umzusetzen, scheint hier mustergültig zu funktionieren“, sagte Susanne Simmler. Angesichts des herbstlichen Wetters rief sie dazu auf, „in stürmischen Zeiten zusammen zu stehen“. Das Thema Finanzen werde in Zukunft sicher „herausfordernder“, zeigte sich die ehemalige Erste Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises überzeugt. Um die künftigen Aufgaben gut zu bewältigen, sei es deshalb umso wichtiger, gemeinsam und mit gegenseitigem Verständnis nach guten Lösungen zu suchen. Dafür müssten alle Partner gemeinsam an einem Strang ziehen.

Zum Abschluss lud Ulrich Schmitt (Mitglied des Fühungsteam von antonius) alle anwesenden Unterstützer und Partner zur gemeinsamen Pflanzaktion ein. Jeder durfte eine Pflanze in die bereitstehenden Hochbeete setzen und damit das Projekt symbolisch zum Wachsen bringen.

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