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120 Jahre antonius: Begegnung als Schlüssel zur Inklusion
Von Christine Reith
„Ich bin anders als, du bist anders als, er ist anders als sie“: Mit diesem Lied, gesungen vom Chor der Antonius von Padua Schule, startete der große Festakt zum 120. Jubiläum der Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Mensch im Oktober 2022 im Fürstensaal der Stadt Fulda. Ein echter Gänsehautmoment!
Denn nicht nur die Kinder auf der Bühne zeigten, wie selbstverständlich das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen sein kann. Auch das Publikum und das spätere Programm waren – wie immer, wenn die antonius Gemeinschaft zusammenkommt – vielfältig, authentisch, offen und lebendig. Ein Gefühl von Herzlichkeit und Zusammengehörigkeit ergriff die rund 400 Gäste, der „antonius Geist“ war deutlich spürbar. Immer präsent: Ein großes Portrait der Gründerin Maria Rang, das an den Ursprung der Stiftung vor 120 Jahren erinnerte und daran, wie viel die mutige Bürgerin mit ihrer Idee vom Zusammenleben aller Menschen oder Förderung von Menschen mit Behinderungen für die ganze Stadt erreicht hat.
Maria Rangs Vision: Alles andere als verstaubt
„Eine echte Powerfrau, die die Dinge selbst in die Hand nahm“, nannte Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld Maria Rang bei seiner sympathisch lockeren Rede zum Beginn des Festaktes. Ihre Vision werde bei antonius Tag für Tag mit Leben gefüllt: Eine Gesellschaft, in der jeder Mensch in seiner Individualität akzeptiert ist, in der er sich mit seinen Stärken und Schwächen einbringen und in vollem Umfang teilhaben kann. Aus der Initiative Maria Rangs ist im Laufe der Jahrzehnte ein vielfältiges, buntes und offenes Netzwerk mit und im Auftrag der Fuldaer Bürgerschaft gewachsen, das Inklusion voranbringt und Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen fördert.
Undenkbar wäre das Netzwerk heute – so beschrieb es auch OB Wingenfeld in seiner Rede – ohne die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mehr als 300 Freiwillige jeden Alters arbeiten aktiv in ihrer Freizeit bei antonius mit und schenken den Menschen ihre Zeit, Talente und Erfahrungen. Aktuell haben 45 junge Menschen ihr „antonius Jahr“ gestartet, den Freiwilligendienst der Bürgerstiftung. Immer mehr von ihnen kommen aus dem Ausland, etwa aus Indien, Uganda, Mexiko oder Haiti, und bringen neue Impulse in das Netzwerk.
antonius veröffentlicht Lesebuch mit Statements zur Inklusion
Zum Geburtstag der Bürgerstiftung gab es nicht nur einen Festgottesdienst und den Festakt im Fürstensaal. Um sich kritisch mit der Wirkung des Netzwerkes auseinanderzusetzen, hat antonius zum Jubiläum eine Studie in Zusammenarbeit mit der Hochschule Fulda erstellt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dafür Menschen interviewt, die in direktem Zusammenhang zu antonius stehen – ob als Ehrenamtliche, Bewohner, Mitarbeitende oder Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. In einem Lesebuch sind alle zwanzig Interviews veröffentlicht. Die Befragten geben aus verschiedenen Blickwinkeln und zum Teil mit sehr persönlichen Worten Antworten darauf, wie selbstverständlich das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderungen oft bereits ist und wo es noch Defizite gibt. Die Auswertung der Ergebnisse steht noch aus, doch es zeichnet sich ab: Die Gesellschaft hat begonnen, zusammenzurücken, und dazu trägt antonius maßgeblich bei. Fulda ist in Fragen der Inklusion auf einem sehr guten Weg und die Herangehensweise von antonius, persönliche Begegnungen zwischen den unterschiedlichsten Menschen zu initiieren, hat Erfolg. Denn wer sich auf Begegnungen und in der Folge auf Beziehungen einlässt, der profitiert auch ganz persönlich.
Wir freuen uns, wenn auch Sie „in Begegnung“ gehen – ob bei unseren vielfältigen Veranstaltungen, in unseren Gastronomien, beim Einkaufen, beim Netzwerken oder mit einem Ehrenamt. Das Lesebuch „Auf dem Weg zur Inklusion“ zum 120. Jubiläum steht online zum Download bereit und ist in allen Cafés und Verkaufsstellen des Netzwerks für eine Schutzgebühr von 2 Euro erhältlich.