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Inklusion erleben auf der Landesgartenschau
von Christine Reith
Heute öffnet die Landesgartenschau Fulda 2.023 (LGS) zum ersten Mal ihre Pforten, und auch das Gastro-Team von antonius steht in den Startlöchern. In Kooperation mit der Stadt Fulda betreibt das Netzwerk im SonnenGarten den Sonnen-g:artentreff mit Bistro und großem Familienbiergarten. 15 Menschen mit und ohne Behinderungen finden hier einen Arbeitsplatz. Eine davon ist die 28-jährige Laura Kaib.
„Meine Kolleginnen sagen schon, ich würde von gar nichts anderem mehr reden“, sagt Laura Kaib lächelnd. Die junge Frau arbeitet seit vielen Jahren im antonius LadenCafé am Severiberg und blickt voller Vorfreude auf ihren Einsatz während der Landesgartenschau. Sie hat Lust, etwas Neues auszuprobieren und sich selbst zu fordern.
Gemeinsames Projekt von Stadt Fulda, LGS und antonius
Laura Kaibs Arbeitsort g:artentreff gehört zum Torhaus, dem neuen Eingangsbereich zum Heimattiergarten in Neuenberg. Im linken Teil des Neubaus der Stadt Fulda betreibt antonius ein Bistro mit 30 Sitzplätzen, großer Theke und einem Seminarraum für 60 Personen. Im großzügigen und hellen Gastronomieraum erzeugen Holz, viel Weiß und auffällige Lampen ein modernes Flair. Im Biergarten mit rund 150 Sitzplätzen – mitten im Grünen – öffnet sich der Blick weit über Fulda und über den LGS-Bereich SonnenGarten mit seiner Hügellandschaft, in die Blumenbeete, verschiedene Spielgeräte, der Beratungsgarten des Landes Hessen und ein Insektendorf integriert sind. Gleich nebenan liegt der FuldaAcker, eine zehn Hektar große landwirtschaftliche Anbaufläche.
„Wir wollten keine anonymen Großcaterer, sondern zuverlässige Partner aus der Region, die unsere Werte widerspiegeln und zugleich Erfahrung und Qualität liefern. Als inklusivste Stadt Deutschlands gestalten wir eine Landesgartenschau für alle Menschen – da lag antonius als Pächter und Betreiber natürlich nahe“, sagt LGS-Geschäftsführer Marcus Schlag. „Neben den farbenprächtigen Blumenbeeten und den vielfältigen Freizeitangeboten ist gutes Essen auf einer Landesgartenschau quasi das Wichtigste, deshalb freuen wir uns sehr über die Kooperation von Stadt, LGS und antonius am Torhaus.“
Kreativ-bodenständige Küche
Wie von antonius gewohnt, prägen regionale, biologische und familienfreundliche Produkte die Speisekarte des g:artentreffs. Das Angebot reicht vom Frühstück über die Mittags- und Kaffeezeit sowie bei schönem Wetter bis zum frühen Abend. Im Mittelpunkt stehen Fuldaer Stullen, die mit neu entwickelten Aufstrichen und Gemüse belegt und auch vegan erhältlich sind. Ebenso gibt es wechselweise eine Suppe oder einen Eintopf, Pommes, hausgemachte Schnitzelvariationen, Nudelgerichte und Salate. Fast alle Rohstoffe sind aus eigener Produktion. Den Kuchen und das Brot liefert die antonius Bäckerei, das Softeis wird aus Bio-Milch vom antonius Hof hergestellt und die Limonaden mit Sirup aus der antonius Feinveredelung. antonius übernimmt zudem das Catering während aller Veranstaltungen am Tiergarten, zum Beispiel bei den Sonntags-Frühschoppen mit regionalen Musikvereinen und dem antonius Bier „Frauenberger Frohnatur“. Kernaufgabe bildet die inklusive Gestaltung aller Begegnungen in und um den g:artentreff, der inklusive Aspekt der Arbeit von antonius soll verdeutlicht und erlebbar werden.
„Aus ersten natürlichen Kontakten zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen können echte Begegnungen entstehen und dann zu Freundschaften werden. Diese Begegnungen werden im g:artentreff tagtäglich stattfinden und sind auch gewollt“, sagt Swen Friedrich aus der Geschäftsführung von antonius.
Eine Landesgartenschau für alle Menschen
Der besondere Clou am g:artentreff ist, dass hier Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten und sich ganz selbstverständlich begegnen können. So entsteht ein Ort für wertvolle zwischenmenschliche Begegnungen. Insgesamt sind rund 15 Arbeitsplätze für Mitarbeitende mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten entstanden, etwa die Hälfte hat eine Behinderung. Hier darf sich jeder und jede einbringen, durch eine sinnstiftende Tätigkeit seinen Beitrag leisten und gleichberechtigt am Arbeitsleben teilhaben.
„Für unsere Mitarbeitenden mit Behinderungen wird der g:artentreff eine Art Zwischenstation sein auf dem Weg zu einer Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, der ja immer unser Ziel ist“, erklärt Katharina Kreß, die als pädagogische Fachkraft das Projekt begleitet. „Wir rechnen mit viel Trubel und einem hohen Gästeaufkommen. Daher setzen wir vor allem auf Personen, die Erfahrung in der Gastronomie haben und gut mit Stress umgehen können. Außerdem wird es unser erster gastronomischer Inklusionsbetrieb, der an sieben Tagen die Woche geöffnet hat, was auch besondere Herausforderungen mit sich bringt und an Wochenenden eine eigenständige Mobilität verlangt.“
Eine echte Schafferin
Herausforderungen, auf die sich Laura Kaib freut: Die 28-Jährige stammt aus Neuhof, war dort auf einer Förderschule und hat anschließend die Startbahn von antonius besucht. Seit 2015 lebt sie im Projekt Gartenhaus im solidarischen Wohnen bei antonius. Nach mehreren Praktika hat sie ihren Platz im LadenCafé am Severiberg gefunden, wo sie in Vollzeit Gäste bedient, Getränke ausgibt, abkassiert und vor allem mit Leidenschaft Kuchen backt. Jetzt – nach acht Jahren – darf gerne etwas Neues passieren, und da kommt die Landesgartenschau gerade recht. Laura Kaib: „Ich bin eine Schafferin, zuverlässig, aufgeschlossen und neugierig. Ich mag es, mich weiterzuentwickeln, und es gibt für mich nichts Schlimmeres, als wenn ich nichts zu tun habe. Außerdem liebe ich Tiere, deswegen ist der neue g:artentreff perfekt für mich.“
Im Anschluss an die LGS 2023 soll das Projekt g:artentreff übrigens weiterhin Bestand haben und in ein soziales Projekt der Stadt Fulda, dem Umweltzentrum Fulda und antonius münden.
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Fotos: Steffen Wassmann und photoebene Marzena Seidel