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Inklusion international: Kooperation für Inklusionsnetzwerke in ganz Europa gestartet
Von Christine Reith
Wie kann Inklusion in Europa regional gefördert werden? Zu dieser Frage tauschen sich seit März 2022 drei Partner-Organisationen aus: Die Inklusionsberatung für Kommunen der Bürgerstiftung antonius aus Fulda, das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum im österreichischen Linz und das Europäische Kultur- und Informationszentrum mit Sitz in Erfurt. Ziel ist es, Erfahrungen über den Aufbau von lokalen Inklusionsnetzwerken in Europa zu teilen und ihren Ausbau voranzubringen. Die Europäische Union fördert das Projekt über ein Erasmus-Plus-Programm.
Seit 120 Jahren setzt sich in Fulda die Bürgerstiftung antonius : gemeinsam Menschen für bessere Start- und Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen ein. Um jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, möglichst selbstständig zu leben, entwickelt antonius Inklusions-Projekte in allen Bereichen des Lebens. Viele Ideen sind mit Preisen ausgezeichnet worden und haben Fulda offiziell zur „inklusivsten Stadt Deutschlands“ gemacht. Um Inklusion lokal stärker zu verankern, gründete antonius im Jahr 2020 eine „Inklusionsberatung für Kommunen“. Das Team begleitet bundesweit Städte und Gemeinden aktiv dabei, ein ganz selbstverständliches Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderungen zu ermöglichen. Etwa durch Prozessbegleitung, durch den Aufbau von Inklusionsnetzwerken vor Ort, durch Weiterbildungen zur Inklusionsnetzwerkerin beziehungsweise zum Inklusionsnetzwerker oder mit Workshops.
Konkret geht es darum, die unterschiedlichsten Akteure vor Ort – zum Beispiel Unternehmen, Vereine, Politik und Verwaltung – zu verknüpfen und gemeinsam Angebote zu schaffen, die Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe ermöglichen. Sei es in Bezug auf das Wohnen, die Freizeit oder die Arbeit. antonius begleitet die Kommunen langfristig dabei, ihre ganz eigene Vision von Inklusion zu entwickeln, haupt- und ehrenamtliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter zusammenzubringen, Fördergelder zu akquirieren oder Inklusionsnetzwerker einzusetzen. Diese Fachkräfte bauen die Brücke zwischen den verschiedensten Beteiligten und schaffen immer wieder Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Menschen, sich zu begegnen. Denn aus Begegnungen, so versteht es antonius, entstehen Beziehungen und aus Beziehungen heraus können sich Sichtweisen verändern und eine vielfältige Gesellschaft Realität werden lassen. Erste Erfolge sind die Initiativen „Leben und Arbeiten“ in aktuell fünf Gemeinden, die Menschen mit Behinderungen ermöglichen, selbstbestimmt und heimatnah zu leben und zu arbeiten.
Im März 2022 hat die antonius Inklusionsberatung für Kommunen ihr erstes europäisches Projekt gestartet, um mit insgesamt drei Partner-Organisationen Erfahrungen über den Aufbau von Inklusionsnetzwerken in Europa auszutauschen. Dies sind neben antonius auch der „Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB)“ aus dem österreichischen Linz, der zum „Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ)“ gehört, sowie das „Europäische Kultur- und Informationszentrum in Thüringen“ (EKT) im Verein „NETZ – Medien und Gesellschaft“ mit Sitz in Erfurt. Im Mittelpunkt der Kooperation stehen berufliche Bildungsmaßnahmen, also Angebote, die die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt fördern. Das Projekt wird durch die Europäische Union über ein Erasmus-Plus-Programm finanziell gefördert. Nationaler Förderpartner ist die Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufliche Bildung.
„In einem ersten Schritt geht es darum, dass wir Projektpartner uns kennenlernen, Interessen und Kompetenzen eruieren, Erfahrungswerte austauschen und gemeinsame Ziele erarbeiten. Dazu treffen wir uns regelmäßig vor Ort oder online“, sagt Andree Literski von der antonius Inklusionsberatung. „Später möchten wir auch gemeinsame Projekte und Produkte entwickeln, zum Beispiel Schulungskonzepte für Inklusionsnetzwerker oder Unterstützung für den Aufbau von Unternehmernetzwerken. Aktuell ist unser wichtigstes Ziel die Entwicklung eines europaweit nutzbaren Weiterbildungskonzeptes für haupt- und ehrenamtliche Quartiersmanagerinnen und Quartiersmanager.“ Dazu dürften gerne weitere Partnerinnen und Partner hinzukommen, zum Beispiel Organisationen oder Unternehmen aus anderen europäischen Ländern, die sich mit beruflicher Inklusion beschäftigen. „Die Öffnung des Arbeitsmarkts für die Teilhabe unterschiedlichster Menschen passiert nicht einfach, sie muss aufgebaut und prozesshaft begleitet werden“, erläutert Andree Literski. „Österreich ist führend bei der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen und durch das Europäische Kultur- und Informationszentrum haben wir auf einen Schlag Kontakt zu einem großen Netzwerk an europäischen Einrichtungen und Kommunen – das sind für uns wertvolle Erfahrungswerte und Ressourcen, um Inklusion in Europa voranzubringen.“