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Nähen, basteln, schrauben
In jeder Fastnachtskampagne stecken eine Menge Herzblut, Hirnschmalz und Muskelkraft. Schade ist es da, wenn man all das, was man erschaffen hat, nicht den neugierigen Augen der Öffentlichkeit präsentieren kann. Nachdem im letzten Jahr der Fuldaer Rosenmontagsumzug wetterbedingt abgesagt worden war, war man sich bei antonius deswegen schnell einig: Das Thema aus dem Jahr 2019, eine Seilbahn aus der Stadt hoch zum Frauenberg, soll noch einmal auf die Straße gebracht werden. Die Seilbahn ist ein wunderbares Bild, um die Verbindung zwischen der Fuldaer Bürgerschaft und dem Frauenberg darzustellen und den Frauenberg, an dessen Erhalt viele Bürger Fuldas ein großes Interesse haben, noch einmal in den Fokus zu rücken. Auch 2020 wird es deswegen heißen: Ruff und runner, hie und hää, eine Seilbahn, die hätt Flair!
Aller Guter Dinge sind zwei
Sofort wurde geschaut, welche Ausstattung aus dem vergangenen Jahr noch verwendet werden konnte und wo neu genäht, gebastelt und geschraubt werden musste. Die Fußgruppe und die Leute auf dem Motivwagen anständig einzukleiden, ist Aufgabe der Schneiderei auf dem Frauenberg. Gelb wallender Stoff ist hier das Arbeitsmaterial. Aus ihm werden Leibchen in zwei Größen geschneidert, groß genug, dass sie auch über eine dicke Winterjacke passen. Die aus dem letzten Jahr können noch verwendet werden, sie wurden schon gereinigt und gebügelt. Ein paar weitere werden dieses Jahr noch frisch genäht. „Der Stoff ist sehr rutschig“, erklärt eine der Schneiderinnen. „Das macht das Zuschneiden schwierig.“ Doch dank eines Stoffbeschwerers hat das Schneidereiteam alles im Griff. Die Nähmaschine läuft schon warm und eine Weile später ist das erste Leibchen fertig.
Weise mir den Weg
Was für eine Verkleidung daraus einmal werden soll, lässt sich aber noch nicht erahnen. Dazu muss man zu Tanja Czarnomski und Larissa Hellerung aus dem Bereich antonius Wohnen gehen. In ihrem Büro auf dem Hauptgelände von antonius haben sie sich eine Bastelecke eingerichtet, in der die beiden mit Heißkleber und Heftgerät zugange sind und Kopfbedeckungen in Form gelber Straßenschilder mit der Aufschrift „Frauenberg-Seilbahn“ zusammenkleben. „Man muss aufpassen, dass man die Schilder richtig herum zusammenbastelt“, erklärt Czarnomski. „Die Spitzen müssen in die gleiche Richtung zeigen. Und man muss aufpassen, sich nicht am Heißkleber zu verbrennen.“ Sie hält eine der fertigen Kopfbedeckungen hoch und schon ist es eindeutig: Unten gelbes Leibchen, oben eine Straßenschildmütze – fertig ist der wandelnde Wegweiser. Daneben haben die Jecken auch noch die Wahl, sich als Gondeln oder als Seilbahntickets zu verkleiden. Larissa Hellerung ist vor allem für die Organisation zuständig, denn Fastnacht bei antonius ist auch logistisch eine Herausforderung. In einer Excel-Tabelle hat sie deswegen alle wichtigen Infos zusammengefasst: Wer hat sich für Fußgruppe und Motivwagen angemeldet, wer wünscht sich welches Kostüm, wer wird Radwache? Bisher haben sich gut dreißig Personen angemeldet, aber Hellerung weiß aus Erfahrung: „Die meisten melden sich erst kurz vor knapp.“ 100 Teilnehmer werden es am Ende mit Sicherheit sein. Und jeder will ein Kostüm. Seinen Wunsch kann man vorher angeben. Neben dem Wegweiser kann man auch noch als Gondel oder als Seilbahnticket gehen. Was passiert, wenn zu viele dasselbe Kostüm haben wollen? „Das wird am Ende schon aufgehen“, ist sich Hellerung sicher.
Keine Seilbahn ohne Gondel
Der Blickfang jeder Umzugsbeitrags ist natürlich der Motivwagen. Und wie es sich für einen Wagen zum Thema Seilbahn gehört, kann der von antonius mit nicht weniger als einer echten Seilbahngondel glänzen. Dabei handelt es sich um eine Leihgabe der Firma Wiegand aus Rasdorf, die die Gondel auch gleich noch lackiert und ein Gestell gebaut hat, mit dem die Kabine auf einen Sattelschlepper montiert wird, sodass es so aussieht, als würde sie in der Luft schweben. „Ich finde es spektakulär, dass Wiegand uns das ermöglicht“, erklärt Marek Saalfeld, der für den Wagen zuständig ist. Die Gondel ist das Herzstück des Wagens, daneben wird aber eine ganze Seilbahnlandschaft hergerichtet. „Es gibt eine kleine Hütte als Bergstation“, erklärt Saalfeld. „Darin wird die antonius Band spielen. Außerdem gibt es eine Ausschankbar für unser Bier Frauenberger Frohnatur.“ Ein halbes Dutzend Leute wird kurz vor Rosenmontag damit beschäftigt sein, alle Teile zusammenzubauen, um den Wagen rechtzeitig auf die Straße zu bringen.
Von der Schneiderei auf dem Frauenberg, über die Bastelecke im antonius Wohnen bis zur Werkstatt des Motivwagens: Wenn bei antonius die Fastnacht ansteht, sind alle Teile des Netzwerks am Werkeln. 10 Tage sind es noch bis Rosenmontag, aber bei so viel Engagement steht außer Frage, dass diese Seilbahn wirklich jede Menge Flair haben wird.