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Wenn Musik Zukunft pflanzt: Open-Air für neue Bio-Gemüsegärtnerei
von Alexander Gies
So unterhaltsam und rockig wie selten ließ sich am Samstag, 23. August, der gute Zweck mit einem besonderen Konzerterlebnis verbinden: Im antonius-Park, mit Blick auf das Stadtpanorama und die Rhön im Hintergrund, präsentierte die Tributeband Century’s Crime vor rund 500 Besucherinnen und Besuchern mehr als zweieinhalb Stunden lang die größten Hits von Supertramp. Und ganz nebenbei wurde damit ein weiterer Mosaikstein für die künftige Bio-Gemüsegärtnerei bei Haimbach gelegt.
Dort, nur wenige Meter hinter dem Ortsschild in Richtung Westumfahrung, entsteht derzeit auf 2,8 Hektar der neue Gemüseanbaubetrieb der Bürgerstiftung „antonius : gemeinsam Mensch“. Künftig sollen dort Tomaten, Gurken, Paprika, Peperoni, Salate und Kräuter in Bio-Qualität wachsen. Die Kombination von biologischem und regionalem Anbau macht das Projekt in der Region einzigartig. Vorgesehen sind rund 6500 Quadratmeter Freilandflächen und etwa 4600 Quadratmeter unter Glas.
Doch wichtiger als die Pflanzen, die dort gedeihen, sind die Menschen, die an diesem Ort ihre Talente entfalten sollen. Mit der neuen Gärtnerei entsteht ein moderner „Arbeitsort für alle“, der die alten, in die Jahre gekommenen antonius-Gewächshäuser ablöst. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Fähigkeiten, verbunden mit einem klaren wirtschaftlichen Anspruch. So soll gezeigt werden, wie Arbeit gestaltet sein kann, damit Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ihre Stärken bestmöglich einbringen können. Ziel ist auch, Alternativen zur bisherigen Sonderwelt der „Werkstätten für Menschen mit Behinderungen“ zu entwickeln. Der Unterschied wird an einem Beispiel deutlich: Während in Werkstätten eine Beschäftigung gesucht wird, die zum Menschen passt, richtet sich die neue Bio-Gärtnerei an dem Prinzip aus: „die passenden Menschen für die anfallenden Arbeiten finden“. So wie in jedem anderen Unternehmen auch. Auf diese Weise werden die Mitarbeitenden zugleich auf ein Berufsleben außerhalb von antonius vorbereitet.
Dass dieser Prozess spannend und herausfordernd ist, machte Mischa Krewer, seit Juni Vorstandsmitglied der St. Antonius Förderstiftung, zu Beginn des Konzerts deutlich. Er bezeichnete die Bio-Gärtnerei als „Herzensprojekt“, das die Konzertbesucher mit drei Euro pro Ticket unterstützten. Auch wer eines der neuen antonius-Biere probierte – etwa das alkoholfreie Frohnatur Bio-Helles oder das Bio-Radler – steuerte automatisch 15 Cent zum Projekt bei. Madita Pahlen (20), seit fünf Jahren in der antonius-Gärtnerei tätig, möchte sich um eine Stelle im neuen Betrieb bewerben. „Mir gefällt nicht nur die Arbeit, sondern auch das Miteinander mit meinen Kolleginnen und Kollegen“, sagt sie. Und dann fügt sie schelmisch hinzu: „Außerdem weiß man immer, woher das Gemüse kommt, das wir mittags bei antonius essen.“ Auch Michael Kling von der Alten Piesel, seit zehn Jahren Partner von antonius bei diesem Open Air, wünschte dem Publikum einen unvergesslichen Abend. „Ihr werdet begeistert sein“, versprach er vorab und sollte recht behalten.
Als sich schließlich die ersten Akkorde von „Take the long way home“ durch den antonius-Park verbreiteten und die Mundharmonika in den frischen Sommerabend hinein erklang, da öffnete sich bei vielen Zuhörern wie von Geisterhand ein Erinnerungsfach: Die Liedzeilen sprudelten hervor, als hätten sie nur darauf gewartet, nach all den Jahren wieder gesungen zu werden. „So, you think you're a Romeo. Playing a part in a picture show. Take the long way home …“
Dass Century’s Crime in Sachen Authentizität, gesanglichem Ausdruck und instrumentaler Präzision ihresgleichen sucht, wurde schnell deutlich. Sänger Pino G., dem der Ruf vorauseilt, die markante Stimme von Roger Hodgson wie kein Zweiter zu treffen, ließ die Grenze zum Original verschwimmen. Gemeinsam mit seinen vier Mitmusikern hat er über die Jahre eine Detailtreue entwickelt, die beeindruckt. Die Band machte es sich nicht leicht, spulte nicht einfach die bekannten Hits ab, sondern nahm das Publikum mit auf eine Reise zu den B-Seiten und den frühen Jahren des „progressive Rock“, die für Supertramp prägend waren.
Natürlich fehlten auch die Klassiker nicht: Dreamer, Breakfast in America, Goodbye Stranger, It’s Raining Again oder The Logical Song. Lediglich School wurde am Ende der zweieinhalb Stunden nur kurz angerissen – bevor die Musiker ihr zufriedenes Publikum in den kühlen Spätsommerabend entließen.
Bildunterschrift Titelbild: Stießen mit einer der neuen Varianten des Frohnatur-Bieres auf ein gut besuchtes Konzert an (von links): die antonius-Vorstände Rainer Sippel und Steffen Heller, Michael Kling (Alte Piesel), Toni Goldbach (antonius), Mischa Krewer (St. Antonius-Förderstiftung) und Ulrich Schmitt (Führungsteam antonius). Foto: Alexander Gies
Fotos Galerie: Ralph Leupolt