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Vom Modell zum Motivwagen

von Anja Hildmann

Beim Rosenmontagsumzug in Fulda hat auch antonius wieder mitgemischt. Für den Motivwagen hat sich die Stiftung etwas Mutiges überlegt: eine Pappmaché-Figur, die den AfD-Politiker Björn Höcke darstellt – mit einer "Inklusions-Spritze" im Gesäß. Damit verpasste antonius all jenen, die Inklusion als Belastung sehen, symbolisch eine "Extraportion Menschlichkeit".

Gebaut wurde die Figur von einem inklusiven Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des GestaltenWerks bei antonius unter der Leitung von Marek Saalfeld, der vor Baubeginn erst einmal gründlich recherchiert. Dabei schaute er unter anderem auf die Faschingshochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf.

Dort sind zwei unterschiedliche Bautechniken verbreitet. Eine davon nutzt für die Form Styropor. Das sei zwar praktisch und leicht, aber in der Entsorgung problematisch, erklärt Saalfeld. Der Zimmermann hat sich deshalb für die Variante mit Holz, Draht und Papier entschieden.

Doch bevor es mit dem großen Höcke losgehen konnte, wurde ein kleines Tonmodell des Politikers gefertigt. Anhand dieses Vormodells konnte am Computer ein 3D-Modell der Figur erstellt werden, das schließlich in ein bereits vorhandenes 3D-Modell des Grundwagens eingefügt wurde. Damit wurden dann wiederum die Maße für die große Figur festgelegt.

Nachdem die maßstabsgetreue Vorlage fertiggestellt war, konnte mit dem tatsächlichen Bau begonnen werden. Als erstes wurde das Holzgerüst gefertigt. Dabei war wichtig, nicht zu viel Holz einzusetzen, da die Figur sonst zu schwer geworden wäre. Das Holzgerüst wurde anschließend mit Draht umwickelt.

Das Holz-Draht-Konstrukt wurde im nächsten Schritt überall mit Zeitungspapier und Kleister bedeckt. Gerade an den Stellen, an denen das Papier aufgrund der Schwerkraft eigentlich heruntersegeln würde – etwa an der Unterseite der Figur – gestaltete sich das Befestigen knifflig.

Beim abnehmbaren Kopf der Höcke-Figur war die Herangehensweise eine andere. Das Gerüst aus Holz und Draht wurde bewusst simpel gehalten, damit die Erbauer mehr Spielraum beim Modellieren hatten. Denn während der Mantel des Körpers aus einfachem Zeitungspapier und Kleister bestand, wurde für den Kopf Papier eingeweicht und mit Kleister vermischt, sodass eine flexible Modelliermasse entsteht. Mit dieser war es möglich, die Gesichtszüge noch detailreicher zu gestalten.

Der einzige Nachteil: Durch das zugefügte Wasser braucht das Pappmaché normalerweise sehr lange zum Trocknen. Doch auch hier wusste das Team des GestaltenWerks sich zu helfen: Der Kopf wurde in den Brennraum der Töpferei gestellt, wo er wesentlich schneller trocknete.

Bevor die Figur bemalt werden konnte, wurde sie grundiert. Dafür wurde Knochenleim und Kreide verwendet – eine Rezeptur, mit der früher auch Leinwände grundiert wurden. Auf das Bemalen folgte schlussendlich noch eine Schicht Klarlack und der Eyecatcher des Motivwagens war fertig.

BU Foto oben: Florian Merx (von links), Marek Saalfeld und Marcel Jeckel vor der Rosenmontags-Figur.

Fotos: Roman Herget, Marek Saalfeld

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